Unterwegs im glücklichsten Land der Welt #001

Ostern 2019 und zehn Tage Finnland liegen hinter uns. Zusammen mit Ben und Julian hatte ich unter blauem Himmel und dank klimagewandelten Temperaturen Zeit und Muße satt. Und alles bei voller LTE-Abdeckung, selbst in den abgelegendsten Naturschutzgebieten, Respekt! Wir kamen an …

Das trifft übrigens auch für Schweden zu, wo wir letzten Sommer unterwegs waren. Und wie in allen nordischen Staaten (mit Ausnahme von Dänemark) profitierten wir vom sogenannten „Jedermannsrecht“. Das bedeutet in der Praxis:

Das Jedermannsrecht

Jeder darf sich frei in der Natur bewegen, ein, zwei Nächte lagern oder zelten, Beeren und Pilze sammeln, eis- und stippfischen und sich im und auf dem Wasser aufhalten, laut Unicef das sauberste der Welt. Sei es zum baden, Kanu fahren oder segeln. Und das kann man in Finnland überall.

Als sich vor 10.000 Jahren die kilometerdicken Gletscher zurückzogen, liessen sie riesige Wälder, Moore und Seen zurück. Durch die streift der Finne statistisch ausgesprochen gern und lange und vielleicht ist Finnland – laut dem World Happiness Report – deshalb das glücklichste Land der Welt, dicht gefolgt von den anderen Nordlichtern Dänemark, Norwegen und Island.

Deutschland rangiert immerhin auf Platz 17, hinter Irland aber vor Belgien. Platz 154 belegt Afganistan, dann kommt die Zentralafrikanische Republik und das Schlusslicht bildet der Südsudan.

Glückliche Finnen

In Finnland leben rund 5,5 Millionen Einwohnern auf einer Fläche so groß wie Deutschland. Seee, Teiche, Flüsse, Inseln und Küstengebiete addieren sich zu unvorstellbaren 314.604 Kilometern Küstenlinie. Metropole, Hafen, Welt- und Hauptstadt ist Helsinki, wo bei unserer Ankunft gerade die Sozialdemokraten als Sieger aus der Wahl hervorgingen.

Eigentlich wollten wir hoch im Norden, noch hinter Kuusamo durch den legendären Oulanka Nationalpark wandern. Der 80 Kilometer Bärenpfad zählt zu den beliebtesten Trekkingrouten Finnlands, eigentlich kein Problem und mit unserer winterfesten Ausrüstung …

Oulanka!

Und auch der Schnee sah nicht so hoch aus und so machten wir uns gut gelaunt und vollbepackt auf unseren Weg. Schnell noch ein paar Selfies und dann ab auf den Weg ins Abenteuer.

Plötzlich sanken wir bei jedem Schritt tiefer in den Schnee und 100 Meter weiter war an weiter nicht mehr zu denken: mit jedem Schritt versanken wir hüfthoch in (tauenden) Schnee. Da halfen auch die professionellen Gamaschen nicht weiter.

Erst mal ein Feuer machen

Wir machten erstmal unser erstes Feuer, es gab tatsächlich was Warmes zu essen und zu trinken and to make a long story short: zurück mit Taxi, Bus und Bahn in die Mitte des Landes, wo es mehr Nationalparks gab und weniger Schnee. Finnland im Abteil:

Ein Tag später schlitterten wir weitgehend schneefrei, dafür aber auf eisglatten Wegen in unser Zielgebiet. Und fanden nach einem tipping point traumhafte Plätze, an denen wir zwei, drei Tage Rast machten. Zur Ruhe kommen. Bis zum Stillstand.

„Wer will Wasser holen“?

Fünf Minuten Stille.

„Ich gehe“.

Pause.

Laut Spiegel ist „die Stille in Finnland sogar amtlich geregelt. Im Jahr 2004 wurde ein Projekt beendet, bei dem die ruhigsten Gebiete der Region kartografiert werden sollten.

Die Umweltexpertin Anne Savola: „Anfangs machte man sich über das Projekt lustig, denn menschenverlassene Orte gibt es in Finnland ja schließlich zur Genüge. Aber die Situation hat sich über die Jahre verändert. Die Stille wird heute mehr wertgeschätzt“.

Zum Abschluss noch zwei Tage Helsinki, Airport, Taxi, Bar, Hotel. Wunderschöne Jugendstilhäuser, bemerkenswerte Architektur, ein schmuckes Museum, kleine Läden, viele Barbiere, weiter unten ein hochwertig bestückter Fotohändler im ehemaligen Postgebäude … noch eine NAcht im Flughafen und frühmorgends nach Frankfurt.

Über den Wolken ein Wechsel blau zu grau, Regen in Frankfurt direkt in ein lang anhaltendes Kaltluftgebiet. Bis heute, andererseits:

Ist der Mai kühl und nass,
füllt’s dem Bauern Scheun‘ und Fass.

 

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