Bruce Weber, Fotos, Filme & Geschichten #007
Bruce Weber, 1946 in Pennsylvania geboren, bekannt wurden seine Werbekampagnen für Calvin Klein, Abercrombie & Fitch, Ralph Lauren und seine Arbeiten für Magazine wie GQ und Rolling Stone. Weber kann mit seinen Hunden den Strand entlang gehen, eine Kamera halten und daraus einen faszinierenden Film machen. Begnadet.
Die auch
Im Rahmen der MeToo Debatte kam er (zusammen mit Mario Testino) unter die Räder, keine Ahnung ob er, wie Woody Allen, als toxic gilt, vermute aber mal. Unendlich schade. Analog dazu müsste man (sic!) die restlichen drei Viertel der (europäischen) Kunstgeschichte ebenfalls verbannen. Die Museen wären leer, Kinofilme Mangelware von den Autoren ganz zu schweigen. Die grosse Leere, das grosse Schweigen …
Wenn Kunst auf politische Korrektheit trifft
Davor warnt Philipp Demandt, Direktor des Frankfurter Städels und der Kunsthalle Schirn: „Erst hängen wir Bilder ab, dann die Freiheit an den Nagel. Wenn ich die Tugendhaftigkeit des Künstlers zum Maßstab mache, sind die Museen bald leer.“ Demandt zeigt sich zutiefst beunruhigt angesichts der „zunehmenden Bereitschaft, Künstler aufgrund nicht nachgeprüfter Vorwürfe vorzuverurteilen, sie gesellschaftlich zu ächten und ihr gesamtes Schaffen in Frage zu stellen“.
Also griff die Kuratorin der Manchester Art Gallery, Clare Gannaway zu einem plakativen Mittel. Sie hängte kurzentschlossen das Bild von John William Waterhouse, Hylas und die Nymphen (1896) ab und appelierte an die Besucher: „Lasst uns diese viktorianische Fantasie herausfordern!“
Leere Wände
Die Wogen kochten hoch, unzählige Post IT´s klebten an dem Platz, wo normalerweise das Bild hing. Von Zensur, Talibanisierung und Bildersturm war die Rede und der britische Kultur-Kolumnist Jonathan Jones bezog Stellung: „Sind die Nackten von Tizian und Picasso die nächsten? Sogar ein abgedrehter alter viktorianischer Perversling hat das Recht, Softporno-Nymphen zu malen.“
Karl Lagerfel stöhnte nur: „Ich habe es satt! Es ist unglaublich. Wenn du nicht willst, dass an deiner Hose rumgezogen wird, werde kein Model! Tritt einem Kloster bei, es wird immer einen Platz für dich im Kloster geben. Sie rekrutieren sogar!“ Einigen wir darauf: Missbrauch aufklären, aber die Kunst muss frei bleiben
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Gottseidank ist er im Web präsent: im Web, auf Instagram und Vimeo. Dort finden sich die letzten kommerziellen Arbeiten (grossartig: Versace 1 und Versace 2 und mehrere Clips für Louis Vuitton) - und drei neue Produktionen aus 2019, die Studio Conversations. Allesamt beiläufige erzählte Geschichten, Interviews, Personen aus seinem Leben, Bilder und Videoschnipsel bunt gemischt, sieht wie aus der Hüfte produziert aus, grossartig erzählte Geschichten. So wie sein Oscar nominierter Film über Jazzlegende Chet Baker "Let´s get lost.":